Power Macintosh G3/350 DVD
 
Sven Negrassus - 9. Februar 1999
 
Kategorie: Power Macintosh Computer
Eckdaten: - PowerPC 750/G3 350 MHz
- 1MB 175 MHz Backside-Cache (2:1)
- 100 MHz Bus-Takt
- ATI Rage 128, 16MB Video-RAM (66 MHz PCI-Karte)
- 6 GB Ultra ATA Harddisk
- 5X DVD-ROM / 32X CD-ROM
- 3 PCI-Slots (64 Bit, 33 MHz), 1 PCI-Slot (32 Bit, 66 MHz)
Anforderungen: ---
Hersteller: Apple Computer
Preis: 4430 DM, 3450 CHF, 2261 EURO (Stand Februar 1999)
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The review is kept in german language only.

 

Mit dem Power Macintosh G3 "Blue & White" hat Apple nach dem iMac den zweiten nicht-beigen Rechner auf den Markt gebracht. Extravagant ist dieser Computer aber nicht nur äusserlich, auch die inneren Werte vermögen bei dem relativ niedrigen Preis zu überzeugen. Einmal abgesehen von den schnelleren Prozessoren (300, 350 und 400 MHz) und dem angehobenen Bus-Takt (100 MHz) sticht vor allem die ATI-Grafikkarte hervor. Der 128 Bit-Prozessor auf der Karte ist etwas vom schnellsten, was man sich derzeit an PCI-Grafik in den Rechner stecken kann, und er wird in allen neuen G3-Rechnern standardmässig von ganzen 16 MBytes Grafikspeicher unterstützt. Hinzu kommt, dass die Karte in einem kürzeren, 66 MHz schnellen PCI-Slot steckt, der damit über die doppelte Taktrate der restlichen drei PCI-Steckplätze verfügt (dafür aber nur über die halbe Busbreite von 32 Bit).

Auf die besonderen Eigenschaften des Rechners soll in diesem Artikel nicht ausführlich eingegangen werden, denn hier interessieren vor allem Leistungsdaten. Das Beigemüse deshalb nur kurz: Das DVD-Laufwerk in unserem Testrechner ist kaum zu hören und zeigt sich auch mit selbst gebrannten CDs recht verträglich - entgegen Mitteilungen im Internet, die diesbezüglich Mounting-Zeiten von beinahe einer Minute erwähnen (möglicherweise sind unterschiedliche Serien der Laufwerke verbaut worden). Der Lüfter ist kaum zu hören, was an der geringeren Drehzahl liegt, die dank des grossen Ventilatordurchmessers zur Kühlung ausreicht. Das Computergehäuse lässt sich auch im Betrieb mit einem Finger öffnen - und es sieht in Natura wirklich hübsch aus, ansprechender als man dies von den digitalen Bildern im Internet erwarten würde (Aussehen ist aber bekanntlich Geschmackssache). Kritikpunkt am Rechner ist die aus Kostengründen vom iMac übernommene kleine, kreisrunde Maus und die kleine Tastatur, die nur zwölf Funktionstasten besitzt, mickrige Cursortasten unterhalb der rechten Shift-Taste aufweist und über keine Delete-Taste verfügt. Eine erweiterte ADB-Tastatur sowie eine entsprechende Maus haben ihren Dienst am neuen G3 bisher problemlos verrichtet. Was man vom Fehlen der seriellen und der SCSI-Schnittstelle halten soll, bleibt jedem selbst überlassen. Zumindest zum Datenaustausch mit einem anderen Rechner kann man für wenig Geld in jedem Computershop ein gekreuztes Ethernetkabel kaufen und die beiden Computer via AppleShare vernetzen; ohne weitere Hardware funktioniert dies aber nur bei genau zwei Rechnern.

 

Technische Daten:

Unser Testgerät besitzt einen 350 MHz schnellen G3-Prozessor, der von 1MB 175 MHz schnellem Backside-Cache unterstützt wird. Bei geschlossenem Gehäuse bringt es der Prozessor gerade einmal auf eine Betriebstemperatur von 19 Grad Celsius. Bewundert man das Yosemite-Motherboard während des Betriebs (und die darauf befindlichen Leuchtdioden, die abends im dunklen Büro eine eigene Atmosphäre schaffen), so erreicht der Chip - je nach Raumtemperatur - um die 31 Grad, was immer noch recht kühl ist. Kritisch wirds laut IBM erst bei 105 Grad.

Mit Utilities wie beispielsweise "G3 Cache Control" oder "AutoCache" von PowerLogix (die meisten G3-Karten haben ein entsprechendes Kontrollfeld im Lieferumfang, das auch G3-Macs mehr oder weniger offiziell unterstützt) lässt sich das Cache von der Standardeinstellung 2:1 auch auf 3:2 Taktung (233 MHz) beschleunigen. Ausser bei Macbench ergeben sich dadurch aber nur marginale Performancevorteile oder gar Leistungseinbussen (siehe Tabellen), unser Gerät hängte sich zudem nach jedem Neustart regelmässig auf und musste ein zweites Mal gebootet werden. In PhotoShop wollte der radiale Weichzeichner bei 20 MB zugewiesenem Programmspeicher gar nicht mehr arbeiten. Das Backside-Cache reagiert allgemein relativ heikel auf Übertaktung und bringt in diesem Zustand schnell mehr Ärger als Zeitgewinn.

Spassig wirds mit dem neuen Mac bei aufwendigen 3D-Spielen. Ruckelt Tomb Raider II auf einem 8500/180 mit Onboard-Grafik bereits bei 800x600 Pixeln Auflösung (da erkennt man gerade einmal, dass Lara Croft wirklich Holz vor der Hütte hat), so sind beim G3/350 dank des ATI Rage 128 auch bei 1280x960 Punkten fliessende Animationen mit geblurten Texturen möglich. Unreal, eines der wohl rechenintensivsten Spiele, läuft bei 1024x768 Pixeln mit maximaler Qualität ruckelfrei - der 8500/180 bringt es selbst bei 640x480 mit Lineskipping auf höchstens 10 Bilder pro Sekunde. Als Grafikbenchmark haben wir den SystemInfo der Norton Utilities herangezogen (Version 3.5, 1997). Dieses Tool ist aber (a) nicht mehr das neueste und misst (b) nur 2D-Aufgaben (Resultate siehe Tabellen), daher soll auch der auf Cinema 4D basierende Cinebench der Maxon Computer GmbH herhalten, welcher neben der Tracinggeschwindigkeit auch die Rotationsdarstellung von 3D-Objekten misst.

 

Benchmarks:

Nun aber zu den eigentlichen Testwerten. Wir vergleichen Apples neuen 350er bei 2:1 und 3:2 Cacheverhältnis mit einem Power Macintosh 8500/180, der ein 1MB grosses Onboard-L2-Cache besitzt (statt 256k) und damit leistungsmässig an einen 9600/200 herankommt, von der Grafikkarte einmal abgesehen. Zuerst zu den synthetischen Tools, namentlich Macbench 4.0 und 5.0. Diese beiden Systemtester messen einzelne Rechnerkomponenten wie CPU, FPU, Grafikkarte, Disk etc. einzeln und sind damit kein direkter Indikator für Real World Applikationen. Um den Vergleich abzurunden, ziehen wir die PowerForce G3/300 mit superschnellem 1MB 1:1 Cache (300 MHz) und übertaktet mit 333/222 MHz (3:2 Cache) heran. Die Karte von PowerLogix wurde im getesteten 8500er eingebaut und soll den Einfluss des schnellen Caches bei vergleichsweise langsamem Systembus aufzeigen. Da der Test dieser Karte bereits eine Weile zurückliegt, fehlen die Macbench 5.0 Ergebnisse, das System wurde ausserdem noch unter MacOS 8.1 gefahren, der Leistungsunterschied zwischen 8.1 und 8.5.1 ist aber minim (siehe unseren MacOS-Vergleich).

 

Technische Daten
Prozessorkarte
Prozessor MHz
L2-Cache
L2-MHz
Bus MHz
PowerMac 8500/180 180.0 1024k 45.0 4:1 45.0
PowerMac G3/350  349.1  1024k  174.9 2:1  99.7
PowerMac G3/350 3:2  349.1  1024k  232.7 3:2  99.7
PowerForce G3/300/300  300.0  1024k  300.0 1:1  40.0
PowerForce G3/333/222  333.3  1024k  222.2 3:2  44.3
Konfigurationen:
PowerMac 8500/180 (PowerPC 604e), 96 MByte RAM, MacOS 8.5.1
PowerMac G3/350 (PowerPC 750), 128 MByte RAM, MacOS 8.5.1
PowerForce G3 in 8500, 96 MByte RAM, MacOS 8.1 (nicht 8.5.1)

 

Macbench 5.0 (4.0)
Prozessorkarte
MB5.0 CPU
MB5.0 FPU
MB4.0 CPU
MB4.0 FPU
8500/180 428 653 475 477
G3/350 1127 1144 1203 859
G3/350 3:2 1184 1154 1251 865
PowerForce G3/300 1:1 nicht getestet nicht getestet 1167 753
PowerForce G3/333 3:2 nicht getestet nicht getestet 1202 832
Umfassendere Ergebnistabellen und Charts gibt es hier: Macbench 4.0, Macbench 5.0 * for more scores & charts

 

Macbench will uns Glauben machen, dass der neue G3/350 über zweieinhalb Mal so schnell arbeitet wie ein 8500/180. FPU-orientierte Anwendungen sollen in etwas mehr als der halben Zeit bewältigt werden, die starke Fliesskommaeinheit des PowerPC 604e macht sich hier also doch noch bemerkbar. Ebenfalls aus den Werten abzulesen ist eine Beschleunigung von 5%, wenn man das Backside-Cache des neuen G3-Rechners auf 3:2 Taktung hochdreht. Die PowerForce G3-Karte erreicht in der beschleunigten Konfiguration trotz langsamerer CPU-Taktung (333 vs. 350 MHz = 5.2% Differenz) das Niveau des G3-Rechners, welcher zudem über einen mehr als doppelt so schnellen Systembus verfügt. Die Frage ist, wie sich diese Daten anhand von täglichen Anwendungen halten können:

 

Real World Tests
Prozessorkarte
NeuroNet
POVray
Cinema 4DXL
PhotoShop
8500/180 581s. 520s. 1272s. 325s.
G3/350 309s. 267s. 596s. 165s.
G3/350 3:2 309s. 260s. 602s. 163s.
PowerForce G3/300 1:1 356s. 240s. 671s. 231s.
PowerForce G3/333 3:2 321s. 229s. 609s. 199s.
Alle Zeiten in Sekunden * all times in seconds

 

Grob geschätzt arbeitet der G3/350 etwa doppelt so schnell wie ein 8500/180, was auch der Verdopplung der Prozessorgeschwindigkeit entspricht (bei mehr als doppelt so schnellem Systembus und vier Mal schnellerem Cache). Macbenchs CPU-Score greift hier für einen direkten Vergleich etwas zu hoch, misst aber auch nur die reine Prozessorleistung; Grafikausgaben und/oder Diskzugriffe sind bei den meisten Anwendungen aber die Regel. Die Übertaktung des Backside-Caches auf 3:2 bringt kaum einen Geschwindigkeitsgewinn, beim Test mit Cinema 4DXL sogar eine kleine Einbusse. Berücksichtigt man die Systeminstabilität durch Hochtaktung des Caches, so können wir diese Massnahme zumindest beim Testrechner nicht empfehlen. Programme mit relativ wenig Speicherbedarf, in unserem Fall der Raytracer POVray mit einer schwach besiedelten Objektszene, werden fast ausschliesslich im Cache abgearbeitet. Die PowerForce G3 ist hier trotz geringerer Taktfrequenz des Prozessors deutlich überlegen.

Von besonderem Interesse ist die sehr Cache- und RAM-lastige Hardware-Emulation eines Pentium MMX-Chips. Die folgende Tabelle vergleicht die Macs mit einem "echten" 200 MHz MMX und zeigt, dass der G3/350 hier dank des schnellen Systembusses und RAMs klar die Nase vorn hat - das Niveau des Originals in Hardware erreicht er aber nicht:

 

VirtualPC Pentium MMX Emulation
Prozessorkarte
Winbench 32 Bit
Winbench 16 Bit
8500/180 77.6 57.4
G3/350 206.0 128.0
G3/350 3:2  213.0  132.0
PowerForce G3/300 1:1 152.0 98.7
PowerForce G3/333 3:2 Cache Timing Problem (Windows 95 Emulation)
Pentium 200 MHz 392.0
Winbench: Virtual PC 2.1 & Windows 95
Pentium 200 MHz: 66 MHz Bus, 256k L2-Cache (66 MHz); nur 32 Bit-Emulationsergebnis abgebildet
Weitere Ergebnisse hier * more scores

 

Bezüglich Grafikleistung gibt es am ATI Rage 128 im G3-Rechner kaum etwas auszusetzen. Die Fenster fliegen und scheinen schon offen dazustehen, bevor man überhaupt geklickt hat. Selbst das ressourcenverschlingende Kaleidoscope, welches sämtliche Fenster und Bedienelemente des MacOS in unterschiedlichen Schemen zeichnet, kann den Grafikchip nicht bremsen. Mehr noch: Das Verschieben der Fenster mit Inhalt (dies wird z. B. mit dem Kontrollfeld PowerWindows möglich) geht butterweich, erst die transluzente Darstellung bringt den Rage bei grösseren Fenstern ins Stottern. Diese Erfahrungen kann man nicht messen und mit keinem Benchmark in Zahlen festhalten. Trotzdem hier ein paar Grafik-Messwerte zum Vergleich:

 

Norton Utilities Graphics & Cinebench
Prozessorkarte
Norton Gfx
C4D SP
C4D 2D
C4D 3D
8500/180 154 2.02 155'710 47'846
G3/350 542 4.73 397'080 104'606
G3/350 3:2 553 4.79 397'746 105'080
PowerForce G3/300 1:1 263 nicht getestet
PowerForce G3/333 3:2 344 nicht getestet
Norton Gfx: Norton Utilities 3.5 (1997) @ 1024x768/16Bit

Cinebench: Mehr Resultate hier

  • SP = Single Processor Rendering Score
  • 2D = Graphics, Triangles / sec. (Cinema 4D Engine)
  • 3D = Graphics, Triangles / sec. (Cinema 4D Engine)

 

Schlusswort:

Apples neue Yosemite-Rechner sind durchwegs kraftvolle Maschinen, verpackt in einem praktischen, äusserst wartungsfreundlichen Gehäuse. Die Performance liegt aber immer noch auf dem Niveau, welches man mit G3-Upgrades, PCI-Grafikkarten und schnellen Harddisks aus aufrüstbaren Macs herausholen kann. Wer bereits einiges in seinen alten Rechner investiert hat, der kann mit einer G3-Karte leistungsmässig noch mithalten. Voraussetzung dazu ist allerdings ein Systembus von rund 50 MHz (Motherboards Tsunami, Nitro, TNT, Gazelle, Tanzania II, Gossamer, Power Computing Catalyst), denn weil der G3-Prozessor z. Z. nur bis zur maximal achtfachen Busgeschwindigkeit getaktet werden kann, sind bei 40 MHz Bustakt nur 320 MHz möglich, mehr geht da nicht. Apples Neue bieten hier Raum für Upgrades mit bis zu 800 MHz.