PowerBook G3/500 (FireWire)
 
Sven Negrassus - 27. März 2000
 
Kategorie: PowerBook
Eckdaten: - PowerPC 750/G3 500 MHz
- 1MB 200 MHz Backside-Cache (5:2)
- 100 MHz Bustakt
- ATI Rage 128 Mobility, 8MB Video-RAM (AGP)
- 12 GB Ultra ATA Harddisk
- DVD-ROM
Anforderungen: --- (kompletter Rechner)
Hersteller: Apple Computer
Preis: 8499 DM, 6599 CHF, 4345.50 EURO (Stand März 2000)
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The review is in german language only.

 

Nach langem Warten ist es im Februar endlich vorgestellt worden: Das PowerBook 2000/FireWire (Codename Pismo), vermutlich das letzte mit G3-Prozessor. Äusserlich unterscheidet es sich kaum vom Vorgängermodell G3 1999/Bronze (Lombard), lediglich die Anschlüsse unter der Schutzklappe auf der Rückseite verraten das (rein technisch) neuere Design. Wer mit einem neuen, modischeren Gehäuse gerechnet hat, der ist enttäuscht worden und wird wohl auf das PowerBook G4 warten müssen.

 

Technische Daten:

Mit seiner technischen Ausstattung braucht sich der mobile Apfelrechner nicht zu verstecken. Ein halbes GigaHertz Prozessortakt (400 MHz beim kleineren Modell), 100 MHz Sytembus, bis zu einem halben GigaByte Arbeitsspeicher (leider immer noch die sehr teuren SO-DIMMs), eine 12GB grosse Ultra/ATA Festplatte (auch mit anderen Kapazitäten erhältlich), ein ATI Rage 128 Mobility Grafikchip mit 3D-Unterstützung und 8MB Videospeicher, 2 USB- und 2 FireWire-Schnittstellen, ein SVGA- sowie ein S-Video-Ausgang, Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer oder Aktivlautsprecher sowie ein DVD-Laufwerk und ein eingebautes 56k Modem. Auch in der Intel-Welt findet man kaum besseres zu diesem Preis -- maximal 650 MHz bietet der Pentium III Mobile Prozessor derzeit, und das aufgrund des hohen Strombedarfs auch nur am Netzstrom, bei Batteriebetrieb fällt die Taktrate auf 500 MHz und damit weit unter die Leistung des PowerPCs ab. Intel-Konkurrent AMD hat in diesem Leistungssegment überhaupt keine Mobil-Chips anzubieten.
Beim Backside-Cache hat Apple, wie schon bei den neueren iMacs und dem iBook, etwas gespart. Der Zwischenspeicher wird nur noch mit 40% der CPU-Frequenz (Verhältnis 5:2) getaktet -- frühere Modelle sowie die aktuellen G4-Rechner greifen auf 2:1 Backside-Cache zurück, dieser Unterschied zeigt aber bei der Rechenleistung lediglich einen geringen Effekt. Der grösste Vorteil des Backside-Caches ist, dass die Daten über einen separaten Bus ausgetauscht werden und damit der Weg vom Prozessor zum Hauptspeicher (und zurück) entlastet wird.


Natürlich interessiert uns die Leistung von Apples neuestem Portable, daher wollen wir ihn in einigen Anwendungen gegen ältere Maschinen mit geringeren Taktraten antreten lassen. Die folgende Tabelle vergleicht die technischen Daten der Testgeräte:

Technische Daten
Konfiguration Prozessor MHz L2-Cache L2-MHz Bus MHz
PM 8500 & joeCARD 400 400.0 1024k 200.0 2:1 50.0
PowerMac G3/350 350.0 1024k  175.0 2:1  100.0
PowerMac G4/400  400.0  1024k  200.0 2:1  100.0
PowerBook G3/500  500.0  1024k  200.0 5:2  100.0
Konfigurationen:
PowerMac 8500 & joeCARD 400 (PowerPC 750), 96 MByte RAM, MacOS 8.5.1
PowerMac G3/350 (PowerPC 750), 256 MByte RAM, MacOS 9.0
PowerMac G4/400 (PowerPC 7400), 128 MByte RAM, MacOS 9.0
PowerBook G3/500 (PowerPC 750), 128 MByte RAM, MacOS 9.0.2
 
Virtual Memory: OFF

 

Benchmarks:

Als erstes ein Blick auf die synthetischen Benchmark-Tools Macbench 4 und 5:

Macbench 5.0 (4.0)
Konfiguration MB5.0 CPU MB5.0 FPU MB4.0 CPU MB4.0 FPU
PM 8500 & joeCARD 400 1316 1333 1384 998
G3/350 1126 1127 1140 846
G4/400 1244 1455 1245 1096
PB G3/500  1542  1662 1547 1244
Umfassendere Ergebnistabellen und Charts gibt es hier: Macbench 4.0, Macbench 5.0 * for more scores & charts


Da das PowerBook die mit Abstand höchste Taktrate im Testfeld besitzt, fallen die Resultate hier erwartungsgemäss zugunsten des mobilen Geräts aus.

Real World Tests
Konfiguration NeuroNet POVray PhotoShop 4
PM 8500 & joeCARD 400 268s. 184s.  196s.
G3/350  312s.  205s.  182s.
G4/400 283s. 173s. 129s.
PB G3/500 239s. 150s. 153s.
Alle Zeiten in Sekunden * all times in seconds

Auch in den meisten Real Life Anwendungen reduzieren mehr MegaHertz immer noch am effektivsten die Bearbeitungszeit, d.h. ein G3-Prozessor ist einem tiefer getakteten G4-Chip i.d.R. überlegen. Eine Ausnahme ist hier beispielsweise PhotoShop. Dank des Max-Busses seiner CPU und durch die stärkere Memory-Bridge auf dem Motherboard (Sawtooth) kann der Power Macintosh G4/400 hier recht kräftig zulegen. Wohl gemerkt: die getestete Version 4 von PhotoShop unterstützt die AltiVec-Einheit des G4-Prozessors noch nicht.

Um die neue Vektor-Einheit (AltiVec oder Velocity Engine) des G4-Prozessors dennoch ins Spiel zu bringen, wollen wir entsprechende Resultate mit PhotoShop 5.5 nicht ausbleiben lassen. Die getesteten 21 Aktionen ("PS5bench") lassen sich allerdings nicht mit obigem Test in PhotoShop 4 vergleichen:

PhotoShop 5.5 mit AltiVec
Konfiguration PS5bench
604e/400 im PM 9600  192.0s 152.7%
G3/400 147.8s 117.6%
G4/400 121.8s 96.9%
PB G3/500 125.7s 100.0%
Alle Zeiten in Sekunden * all times in seconds

Auch unter PhotoShop 5.5 vermag der 100 MHz langsamere G4-Mac dem PowerBook die Stirn zu bieten, wenn auch nicht derart deutlich wie in obigem (weniger umfangreichem) PhotoShop 4-Test. Die Auswahl der Testaufgaben, bei PhotoShop also die Wahl der Filter, kann das Gesamtergebnis sehr deutlich beeinflussen, das gilt allgemein für jede Art von Benchmark. Hierzu ein weiteres Beispiel mit Cinema 4D:

 
Konfiguration Cinema 4DXL (*) C4D SP
PM 8500 & joeCARD 400 512s. 5.39
G3/350  592s. 4.76
G4/400 599s. 5.34
PB G3/500 555s.  6.58
(*) Cinema 4D XL: Wieso der Power Macintosh G4/400 so schlecht abschneidet konnten wir nicht eruieren.

Der Power Macintosh 8500 mit joeCARD überzeugt zwar im einen Test, bleibt im anderen aber eher unauffällig.

Wie bereits in unserem Test zum Power Macintosh G4/400 erwähnt ist die Pentium-Emulation (x86) sehr speicherintensiv -- dennoch profitiert der G4-Rechner hier von seinem Max-Bus (erlaubt schnelleren bzw. gleichzeitig mehrfachen Speicherzugriff) nur marginal, dieses Anwendungssegment fordert alle Hardwarekomponenten bis ins letzte. Die Prozessorleistung des virtuellen PC's ist selbst mit einem 500 MHz schnellen G3-Chip bescheiden, sie liegt auf dem Niveau eines 100 bis 120 MHz schnellen Pentium-Prozessors. Gemessen haben wir dies mit Winbench unter Windows 95 in VirtualPC 2.13:

VirtualPC Pentium MMX Emulation
Konfiguration Winbench 32 Bit Winbench 16 Bit
PM 8500 & joeCARD 400 144 100
G3/350 198 127
G4/400  209  136
G3/500 (PowerBook)  220  146
Pentium 200 MHz  392
Winbench: Virtual PC 2.13 & Windows 95
Pentium 200 MHz: 66 MHz Bus, 256k L2-Cache (66 MHz); nur 32 Bit-Emulationsergebnis abgebildet
Weitere Ergebnisse hier * more scores

 

Grafikleistung:

Die Grafikleistung des G3-PowerBooks ist für einen Mobilrechner ganz ordentlich. Der Rage 128 Mobility-Prozessor taugt durchaus für anspruchsvolle 3D-Spiele und zeichnet auch im Zweidimansionalen recht flott. Wer ein Höchstmass an Grafikpower erwartet wird allerdings enttäuscht, bereits ein 400 MHz schneller G4-Mac (Sawtooth) übertrumpft das 500 MHz schnelle PowerBook problemlos, und unser blau-weisser G3-Rechner kommt recht nahe an die Leistung des 150 MHz schnelleren PowerBooks heran. Desktop-Rechner kann man zudem viel einfacher zu noch mehr Grafikleistung bewegen: Gehäuse aufklappen, Grafikkarte austauschen, Gehäuse zuklappen, fertig. Bei Portablen ist die Sache nicht ganz so einfach, um nicht zu sagen unmöglich -- die Grafikprozessoren sind bei mobilen Rechnern i.d.R. aufgelötet.

Zudem hätte es nicht geschadet, Pismos Grafikchip gleich 16 statt nur 8MB Videospeicher mitzugeben, bereits der kleinste blau-weisse G3 Desktop-Rechner hat das bei seiner Markteinführung (Januar '99) serienmässig erhalten. Der Rage 128 Mobility unterstützt nämlich Memory Interleaving. Das bedeutet, dass man durch Addieren einer zweiten 8MB Speicherbank den Datenbus verdoppeln kann (von 64 auf 128 Bit), ähnlich dem Interleaving einiger PowerMacs der zweiten Generation (Motherboards Tsunami, Nitro und TNT). Durch diese Busverbreiterung hätte der Grafikchip einen etwas schnelleren Zugriff auf die Daten aus dem Videospeicher, aber mehr Video-RAM hat noch einen weiteren Vorteil: Benutzt man nämlich neben dem internen 14.1 Zoll Display auch einen externen Bildschirm zur Desktop-Erweiterung, so ist auf dem externen Monitor ab 1280x1024 Pixeln nur noch die Darstellung in 32000 Farben (16 Bit) möglich, bei ausschliesslicher Verwendung eines externen Monitors sind die maximal 1280x1024 Bildpunkte dann wieder in 24 Bit Farbtiefe verfügbar. Das Video-Mirroring benutzt auf dem internen und externen Display selbstverständlich 1024x768 Bildpunkte bei maximal 16.7 Millionen Farben (alternativ auch in den geringeren Auflösungen 640x480 und 800x600).


Norton Utilities Graphics & Cinebench
Konfiguration Norton Gfx C4D 2D C4D 3D
PM 8500 & joeCARD 400 228 393'978 100'828
G3/350 521 393'906 205'622
G4/400  678  486'064  248'870
PB G3/500  541  402'642  228'276
Norton Gfx: Norton Utilities 3.5 (1997) @ 1024x768/16Bit

Cinebench: Mehr Resultate hier

  • 2D = Triangles/sec. (higher score: "Cinema 4D Engine" or "GL-Engine")
  • 3D = Triangles/sec. (higher score: "Cinema 4D Engine" or "GL-Engine")

 

Unreal Timedemo (Castle Fly-By)
Konfiguration Average FPS Maximum FPS
PowerMac G3/350 32.4 fps 69.4 fps
PowerBook G3/500  39.9 fps  78.7 fps
FPS: Frames Per Second (3D-Performance)
Unreal 2.2.4b7, Unreal.ini (RAVE) File from XLR8yourMac
PowerBook G3/500: Virtual Memory ON

 

Das Negative:

Bereits der erste Bootvorgang des PowerBooks (nach dem Auspacken aus dem Karton) endete mit der Meldung "Adressfehler (2)". Dieses Problem stellte sich bei Kaltstarts (aus ausgeschaltetem Zustand) und erforderte folgendes Szenario: (1) Booten mit gedrückter Shift-Taste, also ohne Systemerweiterungen, (2) Entfernen des Systemerweiterungen-Ordners aus dem Systemordner, (3) Neustart, (4) Zurückschieben des Systemerweiterungen-Verzeichnisses in den Systemordner und (5) erneutes Booten. Mit der Halbierungs-Methode (jeweils 50% der Erweiterungen hinzuschalten und schauen, ob der Rechner noch startet) konnten wir die konfliktierende Systemerweiterung nicht ausfindig machen, da Reboots, Aufwecken aus dem Schlafzustand und neuerdings auch die Kaltstarts nicht (mehr) zu diesem Problem führen. Apple hat das Problem mittlerweile bestätigt und eine Lösung versprochen (TIL-Artikel; angebliche Problemquelle: die Systemerweiterung "SerialShimLib").

Eine weitere Macke des PowerBooks ist die, dass der Bildschirm in seltenen Fällen ab dem Booten vertikal sehr schnell durchscrollt (flackert) und damit das Lesen von Text oder auch nur das gezielte Anklicken von Icons oder Menüpunkten unmöglich macht. In diesem Fall hilft nur das Drücken auf die Einschalttaste, gefolgt von "R" für "Restart" (vielleicht hilft auch schon das Einstellen einer anderen Auflösung, auf dem flackernden Bildschirm artet das Herumklicken aber in ein Lotteriespiel aus, in welchem wir bisher Null Treffer erzielt haben). Der erneute Startvorgang hat bei unserem Rechner bisher immer zu dem gewohnt ruhigen und kristallklaren Bild geführt.

Bisher verschont geblieben ist unser PowerBook von dem seltenen Phänomen des Datenverlusts, das auftreten kann, wenn das Gerät aus dem Ruhezustand aufgeweckt wird und die Option "Inhalt des Speichers im Ruhezustand erhalten" im Kontrollfeld "Energie sparen" aktiviert ist. Diesen Punkt sollte man vorsorglich deaktivieren und auf einen entsprechenden Bugfix von Apple warten.

Abgesehen von diesen drei softwareseitigen Schwachpunkten, von denen zumindest zwei (laut Apple) demnächst behoben werden sollten, können wir dem PowerBook G3 2000 (FireWire) eigentlich nichts Schlechtes nachsagen.

Schlusswort:

Mit dem Pismo PowerBook hat Apple einen ausgereiften Mobilrechner vorgestellt, der leistungsmässig in vielen (nicht AltiVec-beschleunigten) Anwendungen mit dem derzeit stärksten G4-Rechner mithalten kann. In unseren extensiven Tests hat die Batterie über 4 Stunden am Stück locker durchgehalten (das CD/DVD-Laufwerk kam dabei nur selten zum Einsatz). Das Gerät eignet sich problemlos auch als Ersatz für einen (oder mehrere) Desktopmaschinen, freilich nur unter dem Gesichtspunkt der Mobilität (z.B. Büro und Wohnung), preislich kann man sich für das Geld gleich einen G4-Rechner und ein iBook leisten -- das ist allerdings eine Philosophiefrage. Für Bild- und Videobearbeitung (am besten über einen grösseren externen Monitor) oder aufwendige 3D-Spiele ist Apples Mobiler jedenfalls gerüstet, und einen tragbaren MP3- und DVD-Spieler bekommt man auch gleich. Kritikpunkte sind die nur 8MB Videospeicher und die drei oben (unter "Negatives") beschriebenen Softwarefehler, welche bei neuen Rechnern jedoch durchaus vorkommen können und demnächst durch ein MacOS-Update behoben werden dürften.