Apple iPod Hi-Fi |
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Sven Negrassus - April 2006 | |||||||||||||||
This review is in german language only, sorry. | |||||||||||||||
Mehr als eine Milliarde Songs hat Apple über den iTunes Music Store bisher verkauft, und über 50 Millionen iPods dazu (Stand Q2/2006). Das lässt darauf schliessen, dass der Markt für digitale Musik definitiv von den Konsumenten akzeptiert worden ist. Der herkömmliche Walkman oder portable CD-Spieler hat ausgesorgt. Kassettendecks stehen immer seltener in den Wohnzimmern, ebenso wie die Stapel gekaufter Musik in Form von Audio-CDs - kleine Geräte mit viel Fassungsvermögen für die gesamte Musiksammlung sind gefragt. Mit dem iPod Hi-Fi tritt Apple jetzt in Konkurrenz zu Lautsprecherherstellern wie Altec, Bose, JBL oder Monitor, die alle bereits Aktivboxen mit iPod-Anschluss anbieten. Apples Lösung liegt preislich - wie gewohnt - eher am oberen Ende dieses Segments, dies ist aber in Relation zur gebotenen Qualität und Funktion auch angemessen.
Beim Auspacken des Geräts fallen einem zwei Punkte sofort auf: Es sieht aus wie alles was von Apple kommt: es ist schnörkellos, praktisch, robust und elegant. Und es wiegt mit 6.6kg deutlich mehr als man erwarten würde - mit Batterien addiert sich sogar noch ein zusätzliches Kilogramm.
LieferumfangNeben einer kleinen Bedienungsanleitung und der von Apple schlicht "Remote" genannten Fernbedienung werden aktuell zehn unterschiedliche steckbare Adapter mitgeliefert, um jedes iPod Modell mit Dock-Connector passgenau im Hi-Fi Gerät aufzunehmen. Auch iPods ohne Dock-Connector können angeschlossen werden, an der Rückseite befindet sich eine 3.5mm Klinkenbuchse für analoge oder optisch-digitale Stecker (S/PDIF, Mini-Toslink). Es lassen sich also mit einem passenden Kabel auch Laptops, Computer, Spielkonsolen, DVD-Player, Airport Express/AirTunes usw. anstecken - entsprechende Kabel sind separat zu erwerben. Mit der Fernbedienung kann man zwischen den beiden Tonquellen iPod/Dock und Klinkenanschluss umschalten - ist aber nur eine Tonquelle angeschlossen schaltet der iPod Hi-Fi automatisch auf diese um [Update: Das Umschalten der Tonquelle per Fernbedienung klappt nicht, ist ein iPod eingesteckt, blockiert er das Tonsignal einer externen Quelle - der iPod muss physisch aus dem Dock entfernt werden]. Einen Schalter zur Quellenauswahl am Gerät selber gibt es nicht, man findet hier lediglich zwei Knöpfe zur Einstellung der Lautstärke. Erfreulicherweise ist das Netzteil im Gerät eingebaut und es bleibt einem nur noch das Stromkabel zum Einstecken - der iPod Hi-Fi ist betriebsbereit. Ins Dock gesteckt wird der iPod auch aufgeladen, wenn der Hi-Fi am Netzstrom hängt. Im Batteriebetrieb wird eine kurze Ladephase von 15 Minuten gefahren, diese Zeitspanne verdoppelt sich auf 30 Minuten im Ruhezustand.
EinsatzmöglichkeitenDer iPod Hi-Fi misst 43.2cm in der Breite und passt somit prima auf eine Stereoanlage im "Hi-Fi" Format. Im Prinzip kann er als Endverstärker einer solchen Anlage fungieren, allerdings mit zwei Einschränkungen: Er verfügt nur noch über einen freien Eingang, d.h. CD-Spieler, Radiotuner, Kassettendeck usw. teilen sich alle diesen einen Input-Kanal, und eine gute Hi-Fi Anlage ist in der Regel mit richtig grossen Lautsprechern ausgestattet, die mehr Schalldruck und Klangvolumen erzeugen als der kleine iPod Hi-Fi. Aber ganz ehrlich: Für diesen Zweck kauf man sich dieses Gerät ja auch nicht...
... denn es lässt sich an den zwei integrierten Tragegriffen - am besten beidhändig - herumtransportieren und kann an unterschiedlichsten Orten für Stimmung sorgen: in der Stube, während dem Kochen in der Küche, nachmittags an der Sonne auf dem Balkon, abends bei einem entspannenden Bad oder zum Eindösen im Schlafzimmer. Dank dem Batteriefach für sechs Mono/D-Zellen kann man es auch zum Grillen nach draussen nehmen, oder zusammen mit einem Laptop als portables Heimkino zum DVD-Genuss im Urlaub verwenden. Der Einsatz als Ghetto-Blaster auf der Schulter ist allerdings nur wirklich durchtrainierten Zeitgenossen gegeben, das Gewicht zerrt ziemlich schnell an den Armen und drückt auf die Knochen. Ebenso gehört der iPod Hi-Fi nur dann ins Urlaubsgepäck, wenn man mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs ist, für den Rucksack ist er definitiv zu schwer. Im Batteriebetrieb haben wir bei Zimmerlautstärke eine Spieldauer von deutlich über siebeneinhalb Stunden erzielt, wobei je die Hälfte auf reinen Musikgenuss sowie die Tonwiedergabe zweier DVD-Filme fällt. Lautere Musikwiedergabe, beispielsweise an einer Party im Freien, wird die Batterielebensdauer mit Sicherheit verkürzen. Eine Batteriezustandsanzeige gibt es beim iPod Hi-Fi übrigens nicht, wenn den Zellen der Saft ausgeht verstummt einfach die Musik.
FerngesteuertDie "Apple Remote" Fernbedienung, bekannt vom iMac mit eingebauter iSight Kamera oder dem neuen Intel Mac mini, verfügt über einen runden Knopf für "Play/Pause" (resp. Stummschaltung bei externer Tonquelle), um den sich vier weitere Tasten kreisförmig anschmiegen: Damit justiert man die Lautstärke und springt zum nächsten/vorherigen Titel resp. spult das aktuelle Stück vor oder zurück. Zusätzlich gibt es einen sechsten Button zum Umschalten zwischen den beiden Tonquellen iPod/Dock und Klinkenanschluss [Update: Das Umschalten der Tonquelle funktioniert mit dieser Taste nicht - steckt ein iPod im Dock, so blockiert er das Signal der externen Quelle, auch wenn er selber gar nicht läuft]. Apple hält die Bedienung bewusst einfach, schränkt damit aber auch die Bedienungsmöglichkeiten ein. Hat man ein Album oder eine Playliste am iPod ausgewählt und dann zu ende gehört oder hat plötzlich doch Lust auf andere Musik, dann ist es mit der Fernbedienung nicht möglich, in ein anderes Album oder eine andere Playliste zu wechseln; man kommt hier nicht an der Bedienung direkt am iPod selber vorbei. Das kann zuweilen etwas mühselig werden, beispielsweise wenn man den iPod von der Badewanne aus nicht mehr erreichen kann. Wir haben unsere Tests mit einem iPod photo gemacht (60GB, Februar 2005). Dieser iPod erlaubt auch die Wiedergabe von Foto-Diashows auf einem Fernseher oder via Beamer. Am iPod Hi-Fi selber findet man leider keinen Anschluss für ein entsprechendes AV-Kabel, man muss es in den Kopfhöreranschluss des iPod stecken. Die audiovisuelle Wiedergabe funktioniert aber problemlos, zudem liefert der iPod über dieses Kabel ja auch ein Audiosignal, so dass man bei Bedarf eine weitere Tonausgabe anschliessen kann. Die Lautstärke dieser Tonausgabe kann über das Clickwheel des iPod gesteuert werden - die Lautstärke des iPod Hi-Fi hingegen lässt sich durch Manipulation am Clickwheel nicht beeindrucken und erwartet entsprechende Befehle über die Fernbedienung oder die beiden +/- Tasten direkt am Gerät.
Kein Radio(wecker)
Der iPod Hi-Fi verfügt über keinen integrierten Radioempfänger. Wer seine Kompaktanlage ersetzen will und unbedingt einen Tuner benötigt muss sich beim Hi-Fi wieder eine externe Quelle anschliessen. Andererseits ist die Zukunft des Radios laut Apple ja der Podcast, und den gönnt man sich via iPod. Aktuelle Nachrichten entgehen einem auf diese Weise allerdings. Und auch den Radiowecker kann der iPod Hi-Fi nicht ersetzen. Es lassen sich keine Ein-/Ausschaltzeiten programmieren, und wer denkt schlauer zu sein und einfach eine zeitgesteuerte Steckdose vorschaltet wird enttäuscht: Das automatische Playback setzt bei plötzlichem Stromanschluss nicht ein. 0)
0) Es gibt doch eine Möglichkeit, den iPod Hi-Fi als Radiowecker einzusetzen: Man verwendet den eingebauten Wecker im iPod. Dazu darf man am iPod aber nur einmal die Pausetaste drücken und ihn nicht durch langes Gedrückthalten derselbigen komplett abschalten. Dieser Tipp wurde uns von tarthang geschickt (Blog).
Lass hörenWie macht sich der iPod Hi-Fi in der Disziplin, für die er eigentlich geschaffen wurde? iPods und andere Audioquellen lassen sich problemlos anschliessen, und die Tonqualität ist kurz gesagt gewaltig: Für einen solchen Winzling, der neben einem mittig platzierten Woofer zwei Wide-Range Lautsprecher und zwei Bassreflex-Gänge in einem einzigen Gehäuse beherbergt, ist die gebotene Tonqualität beinahe unfassbar. Bässe kommen wirklich satt und erstaunlich druckvoll an, das Zimmer wird von der Musik ganzheitlich und nicht nur von einem Punkt (dem iPod Hi-Fi) ausgehend gefüllt, Stimmen lassen sich sehr deutlich heraushören, und man kann sich bei geschlossenen Augen schon fast vorstellen, wo genau die einzelnen Musiker mit ihren Instrumenten auf der Bühne stehen. Bei sehr leiser Wiedergabe entfaltet sich die Klangqualität allerdings noch nicht voll, erst wenn man etwas mehr aufdreht bekommen Ohren und Seele so richtig Freude. Ausserdem sollte man nicht unbedingt neben dem Gerät sitzen sondern etwas Abstand nehmen, damit's auch räumlich klingt. Audiophile Geniesser werden mit dem iPod Hi-Fi natürlich nicht ihre teuren Lautsprecher ersetzen können, ein derartiges Wunderding ist er logischerweise nicht - das kann er aufgrund seiner Grösse auch gar nicht sein. Ein Ritt quer durchs Musikbeet: Die Musikqualität ist excellent bei akustischen Gitarren, dieses Instrument kommt richtig warm und voll an (getestet mit diversen Alben von Luka Bloom). Instrumentale Filmmusik erzeugt eine packende Atmosphäre und klingt natürlich auch entsprechend gut ("Gladiator", "King Arthur", "The Rocketeer"). Bei Jazz und Swing lassen sich die einzelnen Artisten räumlich fast schon anfassen, die Stimmen sind kristallklar zu hören (diverse Alben von Michael Bublé und Lizz Wright). Auch Dancefloor und die übliche Hitparaden-/Popmusik lässt sich gut hören. 1)
Etwas negativ aufgefallen ist die akustische Trennqualität bei hartem Rock bzw. Heavy Metal: Nervöse E-Gitarren-Einlagen wirken unscharf und undeutlich, zusammen mit den bei dieser Musik meist heiseren, schreienden Stimmen wird daraus fast schon eine Art akustisches Mus ("The Scorpion King - The Album", "The Punisher - The Album").
1) Unsere Musikauswahl ist nicht repräsentativ.
FazitMit dem iPod Hi-Fi liefert Apple eine qualitativ hochstehende Audiolösung, die relativ gut 2) auf den iPod abgestimmt ist. Das Gerät ist stationär und mobil einsetzbar, robust gebaut und liefert eine beeindruckende Musikqualität. Wer die angestaubte Kompaktanlage zu hause ersetzen möchte und dabei auf einen eingebauten Radiotuner verzichten kann, oder einfach ein gutes Sprachorgan für seinen iPod sucht (Heavy Metal einmal ausgenommen), für den gibt es eigentlich kaum einen Grund, den iPod Hi-Fi nicht zu kaufen - wer zweifelt sollte sich das Gerät unbedingt einmal live anhören, den privaten iPod mit der eigenen Musik kann man ja leicht mitnehmen. Update: Der iPod Hi-Fi funktioniert auch mit dem iPhone. Dazu muss wegen der Interferenzen aber der Airplane-Modus aktiviert werden - eine Notwendigkeit, auf die das iPhone beim Einstecken ins Hi-Fi Dock selbstverständlich automatisch per Dialog hinweist. 2) Vermisst haben wir eine weiterreichende Menüsteuerung über die Fernbedienung, hat man sich einmal für ein Album, einen Interpreten oder eine Playliste entschieden, steckt man in dieser fest und kann eine neue Auswahl nur direkt am iPod einstellen, ähnlich einem CD-Spieler der nur eine einzige Disk aufnimmt.
Technische Daten |
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